10 Jahre transplantiert!

Ich bin leider gestern nicht dazu gekommen, zu meinem Jahrestag den obligatorischen Text zu schreiben. Mir hatten die Ärzte damals erzählt, dass mein Darm während der OP ziemlich gestresst hätte, weil er nicht richtig entleert gewesen wäre und fleissig die Pizza der letzten Nacht noch verdaut hat. Pünktlich 10 Jahre später stresst der Darm schon wieder, aber nicht die Ärzte sondern mich. Ich habe momentan einen Magen-Darm-Infekt, wobei es mehr der Darm als der Magen ist und ich merke, dass mein kaum vorhandenes Immunsystem träge damit vorankommt. Ich weiß auch nicht, wie mein Körper mit einem Covid19 Infekt umgehen würde, wenn dieser dann irgendwann bei mir anklopft. Früher oder später wird es wohl soweit sein und dann hoffe ich, dass die Impfung mich vor dem Schlimmsten bewahrt.

Wie es sich für ein richtiges Jubiläum gehört, hatte ich letzte Woche auch wieder den obligatorischen Krankenhausaufenthalt zur großen Untersuchung inklusive Leberpunktion. Vorangehend gibt es vor der Biopsie immer den Ultraschall vom Bauch und den Doppler der Lebergefäße. Die Ärztin sagte mir, dass sie sich immer freue, wenn sie so ein hübsches und schönes Transplantat sehe. Transplantationschirurgen wirken manchmal etwas verspielt. Es scheint, dass sie es selbst kaum glauben können, was sie da eigentlich vollbracht haben. Das stimmt natürlich nicht, denn sie wissen das ziemlich genau, aber es wirkt nur manchmal so. Was ich jedoch kaum glauben kann ist, dass es nun schon 10 Jahre her ist und das ich damals im Traum nicht angenommen habe, damit überhaupt die 40 zu knacken. Stattdessen darf ich nun nach genau 10 Jahren das Immunsuppressivum etwas senken, von 3 Milligramm am Tag auf 2 Milligramm. Das ist extrem großartig und ich hoffe, meine Leber hält dem stand und die Laborwerte bleiben stabil.

Das Suppressivum zu senken ist insofern toll, da mein Immunsystem dann etwas weniger eingeschränkt ist und vielleicht bleibt auch die Möglichkeit für weniger Nebenwirkungen. Aufgrund meiner Vorgeschichte mit zwei zurückliegenden Krebserkrankungen sehen die Ärzte durch das Immunsupressivum ein höheres Risiko, erneut etwas Bösartiges zu entwickeln. Bei dem Gedanken daran, wird mir regelmäßig schlecht. Aber bisher sieht das alles Tip Top aus an der Leberfront und das soll auch so bleiben!

Ansonsten möchte ich allen wie immer danken, die sich in der Vergangenheit und vielleicht nun auch in der Zukunft mit der Frage beschäftig haben, was man selbst möchte. Ein Organspendeausweis oder eine Patientenverfügung wären optimal dies festzuhalten. Gerade die letzten zwei Jahre haben wieder gezeigt, dass das Leben an sich ein fragiles und begrenztes Ereignis ist. Ich bin als Hochrisikopatient allen Leuten dankbar, die sich haben impfen lassen, um nicht nur sich selbst, sondern ein wenig auch mich damit zu schützen.

Und natürlich danke ich wie jedes Jahr meinem/r Spender/in. Gestern brannte die Kerze den ganzen Tag für dich, ich hoffe du konntest das ein bisschen spüren. Ein Teil von dir ist vor 10 Jahren gegangen, aber ein anderer Teil der blieb hier, bis heute. Das Einzige was ich dir sagen kann ist, dass ich immer versuche das Beste aus allem zu machen – aus dem, was mir bleibt und was mir durch dich noch ermöglicht wurde. Es ist oft nicht einfach das gebe ich zu und manchmal, da knicke ich auch mal ein. Aber ich gebe alles, was ich kann und das ist vermutlich das, was auch komplett ausreichend ist.

Bleibt alle gesund und ich hoffe, wir kommen halbwegs gut durch die kalten Monate.

Der Organspendeausweis