Die ursprüngliche Idee ist von großer Schönheit: Ein Mann, der anscheinend bald sterben wird, überzeugt sich davon, dass er wiedergeboren wurde.
Heroes Don’t Die ist ein scheinbar irritierender Film, der sich als bedeutungsvolles Werk über Menschen herausstellt, die gehen, die suchen, die sich gegenseitig suchen. Der Film ist ein mächtiger Nährboden für Bilder, Körper in Aktion, Pfade, die fast gleichzeitig mit dem Leben, welches sie simulieren, auf dem Bildschirm auftauchen.
Ein Trio (eigentlich Quartett, aber wir werden den Kameramann nie sehen) stürzt auf nach Bosnien, auf Fremde, befragt sie, stößt auf sie und trifft sie am Ende wirklich. Ein ganzer Kontext umgibt sie, der eines fünf Jahre dauernden Krieges, realer oder imaginärer Geister, die Erinnerungen bewohnen. Aber unsere Protagonisten haben außer Alice (Adèle Haenel) wenig Zeit, darüber nachzudenken, da sie ganz auf der Suche nach Joachims „Vergangenheit“ oder vielmehr nach seinen früheren Leben sind. Manchmal geht es darum, es zu glauben oder nicht, aber der Film schreitet voran, als würde er sich selbst entdecken.
Es geht hier nicht darum „die Lebenden zu reparieren“ oder „die Toten zu begraben“, sondern sie alle zu mischen. Diejenigen zu vereinen, die sich eines Tages gekreuzt oder geliebt haben und die nicht die Zeit hatten, alles zu sagen und sich gegenseitig zu entdecken. Es geht auch darum, Wunden zu heilen, auf Friedhöfen einen Platz für die Toten zu schaffen, selbst mitten im Nirgendwo, ohne Blumen oder Kerzen. Weil Helden nicht nur durch Reinkarnation sterben, sprechen sie niemals von Inkarnation. Die Körper der Schauspieler sind da, verankert, wirkungsvoll. Adèle Haenel magnetisiert die Kamera oft. Joachim alias Jonathan Couzinié kollidiert mit dem Bild seines dünnen Körpers, der immer in Aktion ist, mit dem Wunsch zu sehen, zu verstehen.
Der Film pendelt ständig zwischen einer Art roher, dokumentarischer Realität, mit fiktiven Wurzeln und starken Begegnungen – eine Mockumentary. Es stellt sich die Frage, wie man Menschen filmt. Alice ist eine Regisseurin, die in den Landschaften verankert ist, die sie filmt. Im Gegensatz zu den Freunden, die sie begleiten, scheint sie das Ziel nie zu verfehlen.
Über die Frage der Lebenden und der Toten hinaus stellt Aude Léa Rapin entscheidende Fragen und beantwortet sie teilweise: Das Kino ist niemals lebendiger als wenn es den Körpern so nahe wie möglich ist, die handeln, die zittern und die trotzdem einen Pfad zu verfolgen scheinen. Es hätte gern etwas konkreter sein dürfen, aber es ist deutlich geworden, dass es dem (französischen) Kino gut geht.
Titel: Heroes Don’t Die
Originaltitel: Les héros ne meurent jamais
Land/Jahr: Bosnien/Herzegowina, Frankreich, Belgien; 2019
Länge: 85 Minuten
Screenplay: Aude Léa Rapin, Jonathan Couzinié
Regie: Aude Léa Rapin
Cinematography: Paul Guilhaume
Cast: Adèle Haenel, Jonathan Couzinié, Antonia Buresi, Hasija Boric, Vesna Stilinovic
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